Ausbildung
Mehr Jugendarbeitslosigkeit bei hoher Gymnasialquote
abi. Monika Walser von de Sede, Ernst Tanner von Lindt und Sprüngli und Hansueli Loosli von Coop haben eines gemeinsam: Sie alle absolvierten die Sekundarschule und anschliessend eine Lehre. Dennoch steht dieser «klassische» Ausbildungsweg gerne etwas im Schatten des Gymnasiums. Zu Unrecht, findet Filippo Leutenegger, Vorsteher des Schul- und Sportdepartements der Stadt Zürich. «Die Sekundarschule mit einer anschliessenden Berufslehre ist dem vermeintlichen Königsweg Gymnasium in gewissen Punkten sogar überlegen», schreibt Leutenegger in seinem Gastkommentar, der Anfang Februar erschienen ist.
Der FDP-Politiker belegt diese Aussage mit der tiefen Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz. «Weltweit gibt es kaum ein anderes Land, in dem Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren so leicht eine Arbeit finden und eine so tiefe Jugendarbeitslosigkeit herrscht.» Er vergleicht dazu die Schweiz mit den übrigen Ländern in Europa, in denen teilweise Jugendarbeitslosenquoten von bis zu 50 Prozent ausgewiesen werden. «Gerade in Ländern mit einer hohen Akademisierungsrate und einem wenig ausgeprägten Lehrlingswesen erreicht die Jugendarbeitslosigkeit Spitzenwerte.» Leutenegger denkt dabei unter anderem an Frankreich und Italien.
Doch auch in der Schweiz zeigt sich ein ähnliches Bild: Während in der Zentralschweiz ein Sekundarabschluss mit anschliessender Lehre der Normalfall bildet und die Jugendarbeitslosenquote bei einem Prozent oder darunter liegt, ist sie in den Kantonen Genf und Tessin mit der höchsten schweizerischen Gymnasial- und Maturitätsquote bis zu fünfmal höher.
Stadtrat Leutenegger gibt zu bedenken, dass längst nicht jedes Kind für das Gymnasium geeignet ist und empfiehlt allen Eltern dringend einen Plan B in Form einer gesicherten Lehrstelle. «Misserfolge und Enttäuschungen bei Kind und Eltern werden damit abgefedert.» Er nimmt aber auch die Schulen und Lehrpersonen in die Pflicht, die reflexartig in der Primarschule die Gymiprüfung vorschlagen würden, «sobald die Noten in diese Richtung weisen oder der Druck der Eltern hoch ist».
Er plädiert dafür, dass Eltern und Kinder frühzeitig – am besten noch vor dem Ende der Primarschule – über mögliche Alternativen zum Gymi informiert werden. Auch, damit das Abwandern von guten Schülern aus der Sek verhindert wird. Sein Aufruf, der auch von den AGVS-Garagisten gerne aufgenommen werden kann: Kinder sollten die Möglichkeit haben, Schnupperlehren zu machen und so mit der Arbeitswelt in Kontakt zu treten und unbekannte Fähigkeiten oder Neigungen zu entdecken. «Nur wer gut und breit informiert ist, kann sich fundiert mit der eigenen oder der Zukunft seines Kindes auseinandersetzen und die wirklich passende Lösung finden.»
Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie den Autoberufe-Newsletter!
Jetzt abonnieren
Kommentar hinzufügen
Kommentare