«Diese Erfahrung hilft, die eigenen Grenzen zu erweitern»

Ein Tag mit Florent Lacilla

«Diese Erfahrung hilft, die eigenen Grenzen zu erweitern»

26. Juli 2023 agvs-upsa.ch – Florent Lacilla, der Goldmedaillengewinner der Worldskills 2022 und zweifache SwissSkills-Sieger, arbeitet als Automobil-Mechatroniker in Matran FR in der Garage seiner Familie. Wir haben ihn an seinem Arbeitsplatz ­getroffen.

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Berufsweltmeister Florent Lacilla erledigt in seinem Alltag auch gerne umfangreiche mechanische Arbeiten. Fotos: AGVS-Medien

Dro/jas. Gold für die Schweiz! Ende letzten Jahres gewann der 24-jährige Freiburger Automobil-Mechatroniker Florent Lacilla bei den Berufsweltmeisterschaften WorldSkills 2022 im deutschen Dresden eine Goldmedaille: Er war punktgleich mit drei Teilnehmern aus Taiwan, Italien und Deutschland. Wir treffen den jungen Medaillengewinner an seinem Arbeitsplatz im Familienunternehmen Lacilla SA in Matran FR, nur einen Steinwurf von der Autobahn A12 entfernt.

Der brillante junge Freiburger war nicht zum ersten Mal an Berufsmeisterschaften dabei. Bereits 2018 und 2022 hatte er die nationalen SwissSkills gewonnen, was ihn auch zur Teilnahme an der grossen Weltmeisterschaft qualifizierte. Ein geborener Wettkämpfer also? «Der Lehrer hat mich dazu motiviert», erklärt der junge Mechatroniker ganz bescheiden, «und auch meine Eltern. Und wenn man sich qualifiziert hat, dann kommt man auf den Geschmack!» Die Teilnahmebedingungen empfindet Lacilla als recht einfach: «Man muss im Besitz eines EFZ sein oder kurz davorstehen und darf nicht älter als 22 Jahre sein.»

Alle Facetten seines Berufs
Die Sprache spiele natürlich auch eine Rolle: «Der Wettbewerb an den WorldSkills findet auf Englisch statt und steht unter dem Motto ‹Automobile Technology›», so Lacilla. Es werden alle Aspekte des Berufs berücksichtigt: «Wir wurden an fünf Posten bewertet, die über drei Tage verteilt waren: Pannenhilfe am Motor, Motormechanik, Bremsen und Aufhängungen, Kommunikation zwischen Netz und Fahrzeug – Stichwort CAN-Bus – und Hochvolt. Und jeder Posten wurde nach mehreren Kriterien bewertet: Technik, Geschwindigkeit – das Ziel ist es, bei der zugewiesenen Aufgabe so weit wie möglich zu kommen – und natürlich zählt auch die Arbeitssicherheit.»

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Die Familie des Berufsweltmeisters führt in Matran FR einen Multimarkenbetrieb, der 23 Personen beschäftigt. 

In Matran bietet die Garage Lacilla SA ihm ein weltmeisterliches, weil modernes und angenehmes Arbeitsumfeld. Das Familienunternehmen wird derzeit von den Eltern des jungen Freiburger Mechatronikers geleitet, aber die nächste Generation – Florent Lacilla hat einen 27-jährigen Bruder – soll zu gegebener Zeit für eine reibungslose Nachfolge sorgen. Wann wird das sein? «Wir haben kein Datum festgelegt, aber das könnte in drei bis fünf Jahren sein.»

Sorgfältig geplante Zukunft
Florent Lacilla bereitet sich auf eine spannende Karriere vor: «Ich werde meine Prüfungen für den eidgenössischen Fachausweis als Automobildiagnostiker im Herbst 2023 ablegen», erklärt der Weltmeister von 2022, der sich zudem auf das Diplom als Betriebswirt im Automobilgewerbe (ehemals Meister) vorbereitet. In der Zwischenzeit übernimmt er die Funktion des Werkstattleiters in dem Familienunternehmen, das derzeit 23 Personen beschäftigt; davon fünf in der Werkstatt.

Die Arbeit ist spannend und besonders vielfältig – ein Multimarkenbetrieb, welcher Nissan-Händler und Infiniti-Servicepartner ist, Dodge-Ram-Händler, Corvette- und Camaro-Partner für Reparaturen und – last but not least – Mazda-Servicepartner. «Und wir haben vor kurzem noch die Marke Ssangyong und die chinesischen Marken Maxus und Aiways, die von Astara importiert werden, dazu genommen», fügt Florent Lacilla hinzu. Die Familiengarage hat sich übrigens insbesondere auf die Reparatur von Hochspannungsbatterien zum Beispiel in Fahrzeugen wie dem Nissan Leaf spezialisiert.

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Die Goldmedaille der WorldSkills von 2022.

Ein interessanter Bereich mehr
Was verändert die Elektrifizierung der Fahrzeuge? «Sie verändert den Beruf», bestätigt ­Florent Lacilla, «aber es kommt ein interessanter Bereich zum anderen hinzu, denn die ganze Mechanik bleibt ja trotz E-Antrieb bestehen.» Für ihn geht diese Entwicklung des Berufs in die richtige Richtung, auch wenn er persönlich für «bedarfsgerechte Ansätze», also für den Einsatz verschiedener Energieträger und somit Antriebsformen ist. Florent Lacilla interessiert sich am meisten für Hochspannungsbatterien und die Fehlersuche: «Ich erledige auch gerne umfangreiche mechanische Arbeiten, aber meine Funktion als Werkstattleiter lässt mir nicht mehr viel Zeit dafür. Und wir machen das sowieso immer weniger.»

Wie auch immer: Das Kerngeschäft des Mechatronikers ist die Fehlersuche. Was sind die häufigsten Pannen? «Jene von Komponenten der Abgasreinigung», antwortet Florent ­Lacilla, ohne zu zögern. «Und die sporadischen Defekte, die am schwierigsten zu beheben sind. Denn oft treten sie zwar beim Kunden im Alltag, aber nicht bei uns während der Suche auf, was eine Reparatur erschwert.»

Die Mechanik ist nie weit weg
Welchen Stellenwert hat die Freizeit im Leben eines so motivierten jungen Berufstätigen? «Es ist ein bisschen albern, das zu sagen, aber ich interessiere mich am meisten für Mechanik. Ich besitze einen Mazda MX-5 aus dem Jahr 1990, den ich mit einem Turbo ausgestattet habe und der 312 PS leistet», ergänzt er. Aber Florent Lacilla hat auch eine Leidenschaft für Ferien im Geländewagen mit einem Zelt auf dem Dach, am Steuer eines Nissan Patrol aus dem Jahr 1995 – der also älter ist als Lacilla selbst. «Ich mag auch Ausflüge mit Freunden am Wochenende, gehe ein bisschen klettern und geniesse es, im Sommer am See zu sein.»

Bevor er sich von uns verabschiedet, hat Florent Lacilla noch eine persönliche Botschaft gerade an die jungen Leserinnen und Leser: «Die Teilnahme an Wettbewerben ist eine sehr bereichernde Erfahrung. Sie gibt einem Selbstvertrauen und man kann seine eigenen Grenzen erweitern.» Auf gutes Gelingen!
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