Vernetzung, Zukunftsvisionen und konkrete Massnahmen

Wertvoller Erfahrungsaustausch

Vernetzung, Zukunftsvisionen und konkrete Massnahmen

27. Dezember 2024 agvs-upsa.ch – Seit mehr als einem Jahrzehnt organisiert der AGVS die alljährliche Erfa-Tagung der Schulungsverantwortlichen der Importeure. Auch in diesem Jahr war die Tagung, die am 13. Dezember 2024 in der Mobilcity in Bern abgehalten wurde, ein voller Erfolg und bot den Teilnehmenden Gelegenheit, sich über wichtige Entwicklungen und Herausforderungen zu informieren, konstruktive Ideen einzubringen und Netzwerke zu pflegen. Ilir Pinto


Spannender Austausch zwischen Importeuren und AGVS-Mitarbeitenden. Fotos: AGVS-Medien


Zur Begrüssung unterstrich Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, die Bedeutung der Erfa-Tagung. Sie diene seit mehr als zehn Jahren als wertvolles Forum für den Dialog zwischen den Importeuren der Schweizer Automobilbranche und dem AGVS. In seiner Einführung sprach er auch über die Nachwuchsförderung und die vielseitigen Ausbildungsaktivitäten des AGVS, insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Arbeitskräftemangels. «Wir müssen weiterhin gezielte Massnahmen ergreifen, um junge Talente zu gewinnen und in der Branche zu halten», betonte er.


Olivier Maeder, AGVS-­Geschäftsleitung, Bereich Bildung.

Martina Frieden vom Bereich Bildung des AGVS präsentierte die Umfrage der Lehrabgänger:innen 2024 (AUTOINSIDE 10 und 11/2024), welche wichtige Einblicke in die Bedürfnisse und Erwartungen junger Fachkräfte bietet. Olivier Maeder ergänzte: «Was für Lehrabgänger:innen wichtig ist, gilt ebenso für Fachkräfte.» Neben Faktoren wie einem guten Team und abwechslungsreichen Aufgaben würden auch harte Fakten wie Lohn und Ferien eine entscheidende Rolle spielen. Nach wie vor ein Anliegen des AGVS sei die Erhöhung des Frauenanteils in den Autoberufen; dieser liegt derzeit nur bei 5 bis 7 Prozent. «Obwohl der Anteil steigt, müssen wir noch mehr daran arbeiten», erklärte Maeder.


Martina Frieden vom Bereich Bildung des AGVS.

Dora Szöke informierte über die aktuellen Projekte in der Nachwuchsförderung, um Jugendliche für die vielfältigen Autoberufe zu gewinnen. Dazu gehört beispielsweise die bewährte Initiative «Lehrberufe Live!», bei der die Lehrberufe der Automobilbranche in Live-Streams vorgestellt werden. Ausserdem konnte die neuste TikTok-Kampagne auf autoberufe.ch über stolze drei Millionen Views verzeichnen. Ebenso im Bereich der Höheren Berufsbildung laufen aktiv Massnahmen, um Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger auf die verschiedenen Karrierewege im Automobilgewerbe aufmerksam zu machen. So zum Beispiel im Rahmen des Autoberufe-Karriereabends, der am 13. Februar 2025 abends in Baselland stattfinden wird.

Harmonisierung der Hochvolt-Ausbildung
Ein Schwerpunkt der Erfa-Tagung lag auf der Harmonisierung der Hochvolt-Ausbildung. Arnold Schöpfer, zuständig für die Grundbildung und Höhere Berufsbildung, und Markus Peter, zuständig für Technik & Umwelt beim AGVS, stellten die realisierten Änderungen vor. Damit werden die Inhalte branchenspezifischer und praxisnäher gestaltet. Das neue Konzept sieht vor, dass vor dem HV2-Kurs für neue Mitarbeitende aus dem Ausland, aus der Carrosseriebranche oder für Quereinsteiger aus anderen Branchen ein einheitlicher Eintrittstest stattfindet, der das Niveau der elektrotechnischen Grundkenntnisse sicherstellt. Das HV2-Modul mit den Grundlagenkenntnissen zu Hochvolt-Systemen in der Fahrzeugtechnik soll harmonisiert und von allen Bildungspartnern gegenseitig anerkannt werden.


Arnold Schöpfer, zuständig für die Grundbildung und Höhere Berufsbildung beim AGVS.

Auch die technische Grundbildung wird überarbeitet: Schweissarbeiten werden gestrichen, um mehr Raum für elektrotechnische Grundlagen zu schaffen. Für Automobil-Mechatroniker:innen und Automobil-Fachleute werden zudem Themen wie Fahrassistenzsysteme und Infotainment stärker in den Fokus rücken.

Olivier Maeder stellte die Pläne für die Revision der Weiterbildung Automobil-Verkaufsberater:in vor, die 2025 angegangen werden soll. Derzeit wird eine Projektgruppe ins Leben gerufen und interessierte Verkaufsexperten der Importeure werden aufgefordert, sich daran zu beteiligen. «Bereits in der Projektgruppe für die Überarbeitung des Automobil-Serviceberaters gab es Vertreter von Importeuren, um so Synergien zu nutzen», sagte Maeder. Ziel sei es, dass Absolventinnen und Absolventen eines Lehrganges beim Importeur im Anschluss auch die entsprechenden eidgenössischen Berufsprüfungen beim AGVS absolvieren können.

Werner Bieli, Präsident der QSK Automobil-Diagnostiker:innen und Automobil-Werkstattkordinatoren:innen, wies darauf hin, dass trotz des Trends zur Elektromobilität die Ausbildung an Verbrennungsmotoren nicht vernachlässigt werden darf. «Es gibt immer noch viele Verbrenner auf den Strassen», erklärte Bieli. 2024 fanden zudem die ersten Schlussprüfungen seit der Umstellung mit den Inhalten der alternativen Antriebe im Prüfungsteil Motor statt: Sie warteten mit einer beeindruckenden Bestehensquote von 87,6 Prozent (92 Teilnehmenden von 105) in diesem Prüfungsteil auf.

Herausforderungen im Neuwagenmarkt
Thomas Rücker, Direktor von Auto-Schweiz, richtete den Blick auf den Umstieg von herkömmlicher Technik auf neue Antriebstechnologien, insbesondere der Elektromobilität, die bislang vor allem für besserverdienende Zielgruppen zugänglich sei. «Mieter sind oft darauf angewiesen, teuer und umständlich extern zu laden. Die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden, damit wir möglichst schnell aus der CO2-Falle kommen», sagte Rücker.


Thomas Rücker, Direktor von Auto-Schweiz.

Das neue CO2-Gesetz schreibt ab dem 1. Januar 2025 rund 20 Prozent tiefere Zielwerte für neue Personen- und Lieferwagen, sowie erstmals Vorschriften für schwere Nutzfahrzeuge vor. Ohne einfacheren Zugang zu Ladestationen und einen Ausbau der Ladeinfrastruktur werden diese Ziele für die Importeure nächstes Jahr kaum zu erreichen sein.

Rücker betonte, dass die Klimaziele für 2030 nur durch eine Kombination aus Low-Emission-Fahrzeugen, attraktiven Angeboten und Überzeugungsarbeit bei konservativer Kundschaft erreichbar seien.

Luigi Cescato, Verantwortlicher Technik und Statistiken von Auto-Schweiz, ergänzte mit einer Analyse der schwierigen Situation auf dem Neuwagenmarkt 2024: Die Unsicherheit der Käufer:innen bremse den Fortschritt in der Elektromobilität. Insbesondere bei leichten Nutzfahrzeugen fehle es an Modellen, die auf Gewerbetreibende zugeschnitten sind. «Das CO2-Gesetz ist falsch aufgestellt und sollte stärker nachfrage- statt angebotsorientiert sein», so Cescato.

Barbara Germann, Mitglied des Zentralvorstands des AGVS, schloss die Veranstaltung mit einem Dank an alle Teilnehmenden ab. Sie betonte die Bedeutung der Erfa-Tagung als Plattform für konstruktive Beiträge, innovative Ideen und einen konstruktiven Austausch. Ein Teilnehmer unterstrich dies, indem er die Wertschätzung für diese Plattform des AGVS ausdrückte. Den Abschluss des von spannenden Präsentationen und angeregten Diskussionen geprägten Vormittags bildete ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant der Mobilcity.
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