Zukunft der Berufsbildung
BBK stellt Weichen für Ausbildung und Nachwuchsförderung
30. Januar 2025 agvs-upsa.ch – Am 22. Januar 2025 fand in der Mobilcity in Bern die jährliche Sitzung der Berufsbildungskommission (BBK) des AGVS statt. Der Anlass dient als Plattform, um die Entwicklung und Zukunft der Berufsbildung im Schweizer Autogewerbe zu diskutieren und zu beschliessen. Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Bereichen analysierten Herausforderungen, feierten Erfolge und präsentierten neue Projekte. Ilir Pinto
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der BBK-Sitzung vom 22. Januar 2025 in der Mobilcity in Bern. Fotos: AGVS-Medien
Charles-Albert Hediger, AGVS-Zentralvorstandsmitglied und Präsident der Berufsbildungskommission (BBK), eröffnete die diesjährige BBK-Sitzung mit einem Rückblick auf die aussergewöhnlichen Leistungen der Schweizer Champions an den WorldSkills 2024 in Lyon (F). Er betonte: «Die Resultate sind für das Schweizer Autogewerbe beispiellos und unterstreichen das hohe Ausbildungsniveau in der Branche.»
Charles-Albert Hediger, AGVS-Zentralvorstandsmitglied und BBK-Präsident, eröffnete die BBK-Sitzung.
Dora Szöke, Koordinatorin Berufsbildung beim AGVS, präsentierte die Auftritte von autoberufe.ch auf «Lehrberufe Live!». Der Live-Stream gibt Schülerinnen und Schülern regelmässig Einblicke in den Berufsalltag von Lernenden im Autogewerbe. Neu werden ab diesem Jahr parallel sowohl die Fachrichtung Personenwagen als auch die Fachrichtung Nutzfahrzeuge präsentiert – bisher wechselten sie sich ab. Zudem warb Szöke für den Autoberufe Karriereabend «Talk about your career», der am 13. Februar 2025 in Liestal BL stattfinden wird.
Dora Szöke präsentierte das Engagement im Bereich Bildung.
Martina Frieden, Koordinatorin Berufsbildung beim AGVS, berichtete über eine Vorstellungsserie zur Höheren Berufsbildung (HBB), die im Herbst 2024 lanciert wurde. Ziel ist es, die Weiterbildungsmöglichkeiten im Autogewerbe stärker in den Fokus zu rücken. Die Serie erscheint in Form von Beiträgen im AUTOINSIDE sowie Videos in den Sozialen Medien.
Qualifikation für die SwissSkills 2025
Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, kündigte die SwissSkills-Qualifikation für Automobil-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker an, die am 5. Juli 2025 in der Mobilcity stattfindet. Er verwies zudem auf die James-Studie der ZHAW, welche die Mediennutzung Jugendlicher analysiert und wertvolle Erkenntnisse für die Berufsbildung liefert (AUTOINSIDE 02/25).
Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, kündigt die SwissSkills-Qualifikation am 5. Juli 2025 in der Mobilcity in Bern an.
Ein weiteres Thema war der Fachkräftemangel. Dora Szöke erläuterte die Aktivitäten der Arbeitsgruppe «Strategien gegen den Arbeitskräftemangel». Diese beschäftigt sich unter anderem mit Themen wie Frauenförderung und Employer Branding. Eine neue Online-Plattform auf der AGVS-Website bietet gebündelt Berichte, Strategien und Tipps, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ergänzend dazu wurde eine monatliche Webinar-Reihe des AGVS angekündigt, die Fachinputs zu aktuellen Themen im Autogewerbe bietet und den interaktiven Austausch fördert.
Nutzfahrzeug-Nachwuchskampagne
Maeder sprach zudem über eine geplante Nachwuchs- und Imagekampagne für Nutzfahrzeugberufe. Dieses Projekt werde in Zusammenarbeit mit Hochschulen umgesetzt und durch finanzielle Unterstützung der Importeure und dem AGVS getragen.
Der Präsident der Kommission kaufmännische Grundbildung, Hans Pfister, informierte über die Neuerungen in der kaufmännischen Grundbildung. Das Qualifikationsverfahren (QV) werde für 2026 angepasst: Zukünftig zählen Erfahrungsnoten aus Betrieb, Berufsfachschule und überbetrieblichen Kursen zu einem Drittel, während die praktische Arbeit und schulische Prüfungen den Rest ausmachen. Pfister sagte: «Diese Änderung wiederspiegelt den Zeitgeist, da vermehrt während der Ausbildung benotet wird, um am Ende nur noch die Abschlussprüfung als ‹i-Tüpfelchen› zu setzen.»
Weiter zeigte sich Pfister besorgt über die hohe Fluktuation bei Berufsbildenden, deren Verweildauer derzeit bei etwa zwei Jahren liege. Wechsle der Berufsbildner von Lernenden während der Lehrzeit, schwäche dies das Vertrauen während der Ausbildung. Pfister appellierte, Massnahmen zu ergreifen, um eine höhere Stabilität bei Berufsbildenden zu erreichen. «Kaufleute sind das Fundament eines jeden Betriebes. Sie unterstützen jegliche Prozesse in einem Autohaus. Wir müssen sie rekrutieren, gut ausbilden und in unserer Branche weiterbeschäftigen», so Pfister. Andreas Billeter, Präsident der Kommission Detailhandel, informierte über die Entwicklung in den Grundbildungen des Detailhandels (Branchen Automobil Sales und After-Sales). Er kündigte einen Wechsel an: Thomas Aebi wird im Oktober 2025 seine Nachfolge übernehmen.
Herausforderungen bei Lehrmitteln
Ein Problem wurde bei den Lehrmitteln angesprochen. Das einheitliche digitale Lernmedium «Konvink» stösst nicht überall auf Akzeptanz, da einige Berufsfachschulen auf andere Lehrmittel setzen – die gesetzlich verankerte Wahlfreiheit der Schulen macht es schwierig, einheitliche Standards zu etablieren.
Beat Künzi, Präsident der Schweizerischen Kommission für Berufsentwicklung und Qualität (B&Q) des AGVS, berichtete über die Teilrevision der technischen Grundbildungen. Die Ausbildungsinhalte werden aktualisiert, um den Anforderungen moderner Antriebe wie Hybrid und Elektro sowie neuer Technologien wie Fahrassistenzsystemen gerecht zu werden. Auch die Anforderungen an Berufsbildende werden angepasst: Inhalte des Didaktikmoduls werden künftig für alle verpflichtend.
Beat Künzi, Präsident der Schweizerischen Kommission für Berufsentwicklung und Qualität (B&Q) des AGVS.
Arnold Schöpfer (Grundbildung & Höhere Berufsbildung) erläuterte die Neuerungen: Die Lerndokumentation werde für alle Grundbildungen angepasst, sodass Lernende pro Semester eine bestimmte Anzahl Arbeiten selbst verfassen müssen. Diese Arbeiten können im Qualifikationsverfahren (QV) berücksichtigt werden.
Arnold Schöpfer engagiert sich seit über 25 Jahren beim AGVS für die Berufsbildung im Automobilgewerbe.
Beim QV der Automobil-Assistentinnen und -Assistenten gibt es eine grundlegende Änderung: Die schriftliche Prüfung entfällt. Stattdessen wird die Gewichtung der Erfahrungsnoten aus dem berufskundlichen Unterricht und dem überbetrieblichen Kurs sowie die Schlussnote der praktischen Arbeiten erhöht. Auch die Vermittlung von Elektrotechnik-Grundlagen und Hochvolt 1 erfolgt neu für alle technischen Grundbildungen einheitlich ab dem ersten Lehrjahr.
Teilrevision klar angenommen
Die Streichung der schriftlichen Prüfung bei Automobil-Assistentinnen und -Assistenten sorgte für Kritik: Thomas Hofer, Prüfungsexperte und Berufsbildner, monierte, dass die Abschaffung von Schlussprüfungen zu einem Qualitätsverlust führen könne. Schöpfer entgegnete, man werde die Auswirkungen beobachten, um sicherzustellen, dass die Qualität der Ausbildung nicht leide. Die Teilrevision der Bildungsverordnungen und Bildungspläne wurde mit klarer Mehrheit angenommen. Neu wird zudem ab dem QV 2026 die Fachrichtung auf den Fähigkeitszeugnissen von Automobil-Fachleuten und Automobil-Mechatronikerinnen und -Mechatronikern ausgewiesen.
Berufs- und Höhere Fachprüfungen
Werner Bieli, Präsident der Qualitätssicherungskommission für Automobil-Diagnostikerinnen und -Diagnostiker sowie Automobil-Werkstattkoordinatorinnen und -koordinatoren, berichtete, dass die ersten Prüfungen nach der neuen Prüfungsordnung vom Diagnostiker im Jahr 2024 erfolgreich durchgeführt wurden. Besonders bei der Ausbildung von Werkstattkoordinatorinnen und -koordinatoren stehen weitere Anpassungen an. Ziel ist es, bis Ende 2026 die Prüfungsunterlagen und die Prüfungsordnung zu überarbeiten sowie die erste neue Prüfung durchzuführen.
Werner Bieli, Präsident der Qualitätssicherungskommission für Automobil-Diagnostiker:innen und Automobil-Werkstattkoordinator:innen.
Daniel Rindlisbacher, Präsident der Prüfungskommission Automobil-Serviceberaterinnen und -berater, stellte die Ergebnisse der Berufsprüfung 2024 vor. Die neuen Prüfungsformate wie Rollenspiele und Critical Incidents wurden positiv aufgenommen. Auch Patrick Ganière, Präsident der Qualitätssicherungs-Kommission Automobil-Verkaufsberaterinnen und -berater, präsentierte erfreuliche Resultate: Die Berufsprüfung 2025 für Automobil-Verkaufsberaterinnen und -berater zeigte ein hohes Niveau mit einer sehr guten Erfolgsquote. Die Totalrevision dieses Berufsbildes ist in Arbeit.
Der Präsident der Kommission Höhere Fachprüfung, Martin Bächtold, berichtete über die Höhere Fachprüfung (HFP) für Betriebswirtinnen und Betriebswirte im Autogewerbe. Während die Erfolgsquote der Repetitionsprüfung 2024 bei 55 Prozent lag, werden im laufenden Jahr 40 Kandidatinnen und Kandidaten von den beiden Ausbildungsstandorten STFW Winterthur und GIBB Berufsfachschule Bern sowie ca. vier Repetierende erwartet. Der Fokus liegt verstärkt auf der aktiven Motivation für diese Weiterbildung, unter anderem mit gemeinsamen Diplom- und Fachausweisübergaben und durch Info- und Karriereabende sowie Online-Werbung.
Neuerungen im Bereich Weiterbildung
Im vergangenen Jahr fand mit 33 Teilnehmerinnen das Frauenseminar des AGVS im neuen Format statt. Silvana Stock-Blaser von der Arbeitsgruppe Frauenseminar blickte darauf zurück. Das Angebot wird 2025 unter dem neuen Namen «AGVS Women Days» weiterentwickelt (AUTOINSIDE 02/25). Ein Webinar ist für Mai 2025 geplant, und das nächste Seminar wird am 20. und 21. Oktober 2025 im Raum Zürich stattfinden, mit Themen wie psychischer Resilienz im Fokus.
Neues gab es auch von der AGVS Business Academy: Manuela Schmalstieg stellte Kurse vor, darunter einen Lehrgang zum Thema DAB+ in deutscher und französischer Sprache. Dieser sei besonders relevant, da der UKW-Radioempfang Ende 2026 komplett abgeschaltet wird. Weiterhin werden Didaktikmodule für Berufsbildende angeboten, aktuell zu den Themen «Junge Erwachsene führen» und «Lernende selektieren». Weiter sei in Planung, digitale Themen wie Instagram, ChatGPT und Google in der Academy aufzugreifen.
Manuela Schmalstieg erläutert Neues aus der AGVS Business Academy.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Über die EKAS-Rezertifizierung der Branchenlösung BAZ informierte Martina Frieden. Das neue Ausbildungskonzept wurde vorgestellt. Das Konzept wird künftig ein webbasiertes Training (WBT) zur Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz für Geschäftsführer:innen enthalten, das den Mitgliedern zusätzlichen Mehrwert bietet.
Martina Frieden informiert über die EKAS-Rezertifizierung der Branchenlösung BAZ.
Marcel Wyler von der Prüfungskommission Fahrzeugrestauratorinnen und -restauratoren präsentierte die Ergebnisse der Berufsprüfung 2024 mit Kandidaten aus der Romandie und gab einen Ausblick auf die kommende Prüfung im Februar 2025, bei der 15 Kandidatinnen und Kandidaten teilnehmen werden. Er betonte die Wichtigkeit einer stärkeren Bekanntmachung dieses Berufsbildes, um den Nachwuchs zu sichern.
Seitens der Prüfungskommission Strassenhelferinnen und -helfer werden beide Prüfungsteile 2025 in derselben Woche durchgeführt, wie Markus Schwab berichtete. Zudem werde ein neuer Präsident für den Trägervereingesucht.
Abschiede und Ausblick
Ein Thema war auch die Elektromobilität und deren Einfluss auf die Berufsbildung. Olivier Maeder beleuchtete die Entwicklung. Der leichte Rückgang der Neuimmatrikulationen bei rein elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden im Jahr 2024 stellt die Branche vor neue Herausforderungen. Aktuell machen Steckerfahrzeuge etwa 6,3 Prozent des Fahrzeugbestands aus. Die Entwicklung vorauszusehen sei auch für die Berufsbildung eine ständige Herausforderung, um die notwendigen Kompetenzen für E-Fahrzeuge zum richtigen Zeitpunkt und in der notwendigen Tiefe in die Ausbildung zu integrieren.
Die BBK verabschiedete an ihrer diesjährigen Sitzung auch mehrere langjährige Mitglieder: Urs Burger (seit 2012, BBK-Präsident Genf), Beat Künzi (seit 2012 Präsident der B&Q-Kommission) und Jan Giger (seit 2021, BBK Graubünden). Überdies wurden Arnold Schöpfer, Brigitte Hostettler und Hansruedi Ruchti für insgesamt 85 Jahre Engagement beim AGVS geehrt. Maeder bedankte sich zudem bei Cornelia Russenberger und Brigitte Hostettler für die Organisation der diesjährigen nationalen BBK-Sitzung.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der BBK-Sitzung vom 22. Januar 2025 in der Mobilcity in Bern. Fotos: AGVS-Medien
Charles-Albert Hediger, AGVS-Zentralvorstandsmitglied und Präsident der Berufsbildungskommission (BBK), eröffnete die diesjährige BBK-Sitzung mit einem Rückblick auf die aussergewöhnlichen Leistungen der Schweizer Champions an den WorldSkills 2024 in Lyon (F). Er betonte: «Die Resultate sind für das Schweizer Autogewerbe beispiellos und unterstreichen das hohe Ausbildungsniveau in der Branche.»
Charles-Albert Hediger, AGVS-Zentralvorstandsmitglied und BBK-Präsident, eröffnete die BBK-Sitzung.
Dora Szöke, Koordinatorin Berufsbildung beim AGVS, präsentierte die Auftritte von autoberufe.ch auf «Lehrberufe Live!». Der Live-Stream gibt Schülerinnen und Schülern regelmässig Einblicke in den Berufsalltag von Lernenden im Autogewerbe. Neu werden ab diesem Jahr parallel sowohl die Fachrichtung Personenwagen als auch die Fachrichtung Nutzfahrzeuge präsentiert – bisher wechselten sie sich ab. Zudem warb Szöke für den Autoberufe Karriereabend «Talk about your career», der am 13. Februar 2025 in Liestal BL stattfinden wird.
Dora Szöke präsentierte das Engagement im Bereich Bildung.
Martina Frieden, Koordinatorin Berufsbildung beim AGVS, berichtete über eine Vorstellungsserie zur Höheren Berufsbildung (HBB), die im Herbst 2024 lanciert wurde. Ziel ist es, die Weiterbildungsmöglichkeiten im Autogewerbe stärker in den Fokus zu rücken. Die Serie erscheint in Form von Beiträgen im AUTOINSIDE sowie Videos in den Sozialen Medien.
Qualifikation für die SwissSkills 2025
Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, kündigte die SwissSkills-Qualifikation für Automobil-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker an, die am 5. Juli 2025 in der Mobilcity stattfindet. Er verwies zudem auf die James-Studie der ZHAW, welche die Mediennutzung Jugendlicher analysiert und wertvolle Erkenntnisse für die Berufsbildung liefert (AUTOINSIDE 02/25).
Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, kündigt die SwissSkills-Qualifikation am 5. Juli 2025 in der Mobilcity in Bern an.
Ein weiteres Thema war der Fachkräftemangel. Dora Szöke erläuterte die Aktivitäten der Arbeitsgruppe «Strategien gegen den Arbeitskräftemangel». Diese beschäftigt sich unter anderem mit Themen wie Frauenförderung und Employer Branding. Eine neue Online-Plattform auf der AGVS-Website bietet gebündelt Berichte, Strategien und Tipps, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ergänzend dazu wurde eine monatliche Webinar-Reihe des AGVS angekündigt, die Fachinputs zu aktuellen Themen im Autogewerbe bietet und den interaktiven Austausch fördert.
Nutzfahrzeug-Nachwuchskampagne
Maeder sprach zudem über eine geplante Nachwuchs- und Imagekampagne für Nutzfahrzeugberufe. Dieses Projekt werde in Zusammenarbeit mit Hochschulen umgesetzt und durch finanzielle Unterstützung der Importeure und dem AGVS getragen.
Der Präsident der Kommission kaufmännische Grundbildung, Hans Pfister, informierte über die Neuerungen in der kaufmännischen Grundbildung. Das Qualifikationsverfahren (QV) werde für 2026 angepasst: Zukünftig zählen Erfahrungsnoten aus Betrieb, Berufsfachschule und überbetrieblichen Kursen zu einem Drittel, während die praktische Arbeit und schulische Prüfungen den Rest ausmachen. Pfister sagte: «Diese Änderung wiederspiegelt den Zeitgeist, da vermehrt während der Ausbildung benotet wird, um am Ende nur noch die Abschlussprüfung als ‹i-Tüpfelchen› zu setzen.»
Weiter zeigte sich Pfister besorgt über die hohe Fluktuation bei Berufsbildenden, deren Verweildauer derzeit bei etwa zwei Jahren liege. Wechsle der Berufsbildner von Lernenden während der Lehrzeit, schwäche dies das Vertrauen während der Ausbildung. Pfister appellierte, Massnahmen zu ergreifen, um eine höhere Stabilität bei Berufsbildenden zu erreichen. «Kaufleute sind das Fundament eines jeden Betriebes. Sie unterstützen jegliche Prozesse in einem Autohaus. Wir müssen sie rekrutieren, gut ausbilden und in unserer Branche weiterbeschäftigen», so Pfister. Andreas Billeter, Präsident der Kommission Detailhandel, informierte über die Entwicklung in den Grundbildungen des Detailhandels (Branchen Automobil Sales und After-Sales). Er kündigte einen Wechsel an: Thomas Aebi wird im Oktober 2025 seine Nachfolge übernehmen.
Herausforderungen bei Lehrmitteln
Ein Problem wurde bei den Lehrmitteln angesprochen. Das einheitliche digitale Lernmedium «Konvink» stösst nicht überall auf Akzeptanz, da einige Berufsfachschulen auf andere Lehrmittel setzen – die gesetzlich verankerte Wahlfreiheit der Schulen macht es schwierig, einheitliche Standards zu etablieren.
Beat Künzi, Präsident der Schweizerischen Kommission für Berufsentwicklung und Qualität (B&Q) des AGVS, berichtete über die Teilrevision der technischen Grundbildungen. Die Ausbildungsinhalte werden aktualisiert, um den Anforderungen moderner Antriebe wie Hybrid und Elektro sowie neuer Technologien wie Fahrassistenzsystemen gerecht zu werden. Auch die Anforderungen an Berufsbildende werden angepasst: Inhalte des Didaktikmoduls werden künftig für alle verpflichtend.
Beat Künzi, Präsident der Schweizerischen Kommission für Berufsentwicklung und Qualität (B&Q) des AGVS.
Arnold Schöpfer (Grundbildung & Höhere Berufsbildung) erläuterte die Neuerungen: Die Lerndokumentation werde für alle Grundbildungen angepasst, sodass Lernende pro Semester eine bestimmte Anzahl Arbeiten selbst verfassen müssen. Diese Arbeiten können im Qualifikationsverfahren (QV) berücksichtigt werden.
Arnold Schöpfer engagiert sich seit über 25 Jahren beim AGVS für die Berufsbildung im Automobilgewerbe.
Beim QV der Automobil-Assistentinnen und -Assistenten gibt es eine grundlegende Änderung: Die schriftliche Prüfung entfällt. Stattdessen wird die Gewichtung der Erfahrungsnoten aus dem berufskundlichen Unterricht und dem überbetrieblichen Kurs sowie die Schlussnote der praktischen Arbeiten erhöht. Auch die Vermittlung von Elektrotechnik-Grundlagen und Hochvolt 1 erfolgt neu für alle technischen Grundbildungen einheitlich ab dem ersten Lehrjahr.
Teilrevision klar angenommen
Die Streichung der schriftlichen Prüfung bei Automobil-Assistentinnen und -Assistenten sorgte für Kritik: Thomas Hofer, Prüfungsexperte und Berufsbildner, monierte, dass die Abschaffung von Schlussprüfungen zu einem Qualitätsverlust führen könne. Schöpfer entgegnete, man werde die Auswirkungen beobachten, um sicherzustellen, dass die Qualität der Ausbildung nicht leide. Die Teilrevision der Bildungsverordnungen und Bildungspläne wurde mit klarer Mehrheit angenommen. Neu wird zudem ab dem QV 2026 die Fachrichtung auf den Fähigkeitszeugnissen von Automobil-Fachleuten und Automobil-Mechatronikerinnen und -Mechatronikern ausgewiesen.
Berufs- und Höhere Fachprüfungen
Werner Bieli, Präsident der Qualitätssicherungskommission für Automobil-Diagnostikerinnen und -Diagnostiker sowie Automobil-Werkstattkoordinatorinnen und -koordinatoren, berichtete, dass die ersten Prüfungen nach der neuen Prüfungsordnung vom Diagnostiker im Jahr 2024 erfolgreich durchgeführt wurden. Besonders bei der Ausbildung von Werkstattkoordinatorinnen und -koordinatoren stehen weitere Anpassungen an. Ziel ist es, bis Ende 2026 die Prüfungsunterlagen und die Prüfungsordnung zu überarbeiten sowie die erste neue Prüfung durchzuführen.
Werner Bieli, Präsident der Qualitätssicherungskommission für Automobil-Diagnostiker:innen und Automobil-Werkstattkoordinator:innen.
Daniel Rindlisbacher, Präsident der Prüfungskommission Automobil-Serviceberaterinnen und -berater, stellte die Ergebnisse der Berufsprüfung 2024 vor. Die neuen Prüfungsformate wie Rollenspiele und Critical Incidents wurden positiv aufgenommen. Auch Patrick Ganière, Präsident der Qualitätssicherungs-Kommission Automobil-Verkaufsberaterinnen und -berater, präsentierte erfreuliche Resultate: Die Berufsprüfung 2025 für Automobil-Verkaufsberaterinnen und -berater zeigte ein hohes Niveau mit einer sehr guten Erfolgsquote. Die Totalrevision dieses Berufsbildes ist in Arbeit.
Der Präsident der Kommission Höhere Fachprüfung, Martin Bächtold, berichtete über die Höhere Fachprüfung (HFP) für Betriebswirtinnen und Betriebswirte im Autogewerbe. Während die Erfolgsquote der Repetitionsprüfung 2024 bei 55 Prozent lag, werden im laufenden Jahr 40 Kandidatinnen und Kandidaten von den beiden Ausbildungsstandorten STFW Winterthur und GIBB Berufsfachschule Bern sowie ca. vier Repetierende erwartet. Der Fokus liegt verstärkt auf der aktiven Motivation für diese Weiterbildung, unter anderem mit gemeinsamen Diplom- und Fachausweisübergaben und durch Info- und Karriereabende sowie Online-Werbung.
Neuerungen im Bereich Weiterbildung
Im vergangenen Jahr fand mit 33 Teilnehmerinnen das Frauenseminar des AGVS im neuen Format statt. Silvana Stock-Blaser von der Arbeitsgruppe Frauenseminar blickte darauf zurück. Das Angebot wird 2025 unter dem neuen Namen «AGVS Women Days» weiterentwickelt (AUTOINSIDE 02/25). Ein Webinar ist für Mai 2025 geplant, und das nächste Seminar wird am 20. und 21. Oktober 2025 im Raum Zürich stattfinden, mit Themen wie psychischer Resilienz im Fokus.
Neues gab es auch von der AGVS Business Academy: Manuela Schmalstieg stellte Kurse vor, darunter einen Lehrgang zum Thema DAB+ in deutscher und französischer Sprache. Dieser sei besonders relevant, da der UKW-Radioempfang Ende 2026 komplett abgeschaltet wird. Weiterhin werden Didaktikmodule für Berufsbildende angeboten, aktuell zu den Themen «Junge Erwachsene führen» und «Lernende selektieren». Weiter sei in Planung, digitale Themen wie Instagram, ChatGPT und Google in der Academy aufzugreifen.
Manuela Schmalstieg erläutert Neues aus der AGVS Business Academy.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Über die EKAS-Rezertifizierung der Branchenlösung BAZ informierte Martina Frieden. Das neue Ausbildungskonzept wurde vorgestellt. Das Konzept wird künftig ein webbasiertes Training (WBT) zur Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz für Geschäftsführer:innen enthalten, das den Mitgliedern zusätzlichen Mehrwert bietet.
Martina Frieden informiert über die EKAS-Rezertifizierung der Branchenlösung BAZ.
Marcel Wyler von der Prüfungskommission Fahrzeugrestauratorinnen und -restauratoren präsentierte die Ergebnisse der Berufsprüfung 2024 mit Kandidaten aus der Romandie und gab einen Ausblick auf die kommende Prüfung im Februar 2025, bei der 15 Kandidatinnen und Kandidaten teilnehmen werden. Er betonte die Wichtigkeit einer stärkeren Bekanntmachung dieses Berufsbildes, um den Nachwuchs zu sichern.
Seitens der Prüfungskommission Strassenhelferinnen und -helfer werden beide Prüfungsteile 2025 in derselben Woche durchgeführt, wie Markus Schwab berichtete. Zudem werde ein neuer Präsident für den Trägervereingesucht.
Abschiede und Ausblick
Ein Thema war auch die Elektromobilität und deren Einfluss auf die Berufsbildung. Olivier Maeder beleuchtete die Entwicklung. Der leichte Rückgang der Neuimmatrikulationen bei rein elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden im Jahr 2024 stellt die Branche vor neue Herausforderungen. Aktuell machen Steckerfahrzeuge etwa 6,3 Prozent des Fahrzeugbestands aus. Die Entwicklung vorauszusehen sei auch für die Berufsbildung eine ständige Herausforderung, um die notwendigen Kompetenzen für E-Fahrzeuge zum richtigen Zeitpunkt und in der notwendigen Tiefe in die Ausbildung zu integrieren.
Die BBK verabschiedete an ihrer diesjährigen Sitzung auch mehrere langjährige Mitglieder: Urs Burger (seit 2012, BBK-Präsident Genf), Beat Künzi (seit 2012 Präsident der B&Q-Kommission) und Jan Giger (seit 2021, BBK Graubünden). Überdies wurden Arnold Schöpfer, Brigitte Hostettler und Hansruedi Ruchti für insgesamt 85 Jahre Engagement beim AGVS geehrt. Maeder bedankte sich zudem bei Cornelia Russenberger und Brigitte Hostettler für die Organisation der diesjährigen nationalen BBK-Sitzung.
Die nächste Sitzung der BBK findet am 21. Januar 2026 statt. BBK-Präsident Charles-Albert Hediger schloss die Sitzung mit einem Dank an alle Teilnehmenden für ihr Engagement und ihren grossen Einsatz.
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